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Arbeiten auf der Kinderintensivstation: Für das Leben einstehen

Die Kinderintensivmedizin ist etwas ganz besonders. Was in der Erwachsenenmedizin standardisiert funktioniert, ist bei Kindern oftmals deutlich komplexer. Die Kinderintensiv braucht spezielle Medikamente, spezielle Technik und vor allem spezielle Pflege. Im Interview erzählen Pflegende, warum sie in diesem Bereich arbeiten.

Franziska hat sich bewusst für die Kinderintensiv entschieden. Für sie ist es die Königsdisziplin der Pflege.

Was macht die Arbeit auf der Kinderintensivstation an der Charité so besonders? 

Franziska: Die Arbeit ist unglaublich abwechslungsreich und anspruchsvoll. Auf unsere Kinderintensivstation kommen Kinder nach schweren Unfällen oder mit seltenen schweren Erkrankungen.

Im Grunde kann man sagen, wenn ein Kind in der Region Berlin-Brandenburg im Alter von 4 Monaten bis 18 Jahren lebensbedrohlich erkrankt ist und eine intensivmedizinische Versorgung braucht, dann kommt es zu uns, auf die 25i am Charité Virchow-Klinikum. 

Wir kümmern uns nicht nur um die Kinder, sondern auch um die Eltern, die ihre Kinder während der gesamten Zeit bei uns begleiten.

Alexander, geschäftsführender Oberarzt, leitet die Station 25i und ist begeistert von seiner Aufgabe, weil das Team interdisziplinär und interprofessionell jeden Tag hochkomplexe Krankheitsbilder behandelt.

Wie geht ihr mit belastenden Situationen um? 

Kristin: Die Arbeit auf den Kinderintensivstationen ist anspruchsvoll und herausfordernd. Denn: Das Leben der Kinder steht immer im Mittelpunkt. In Notfällen, bei Reanimationen und auch bei Verlusten stehen unsere Teams eng zusammen, geben sich Stärke und Zuversicht.

Egal wie viel Routine man hat, für uns als Team ist es immer schwierig, wenn wir ein Kind verlieren. Besonders belastend sind Fälle, wenn Kinder Opfer von Gewalt geworden sind. Mir hilft dann der Rückhalt im Team und dass wir die Fälle systematisch in interprofessionellen Teams aufarbeiten. Das hilft. Das Team auf der 25i ist spitze, das kann man nicht anders sagen.

Es ist wichtig, einen Ausgleich zu haben und die Situation nicht mit nach Hause zu nehmen. Und dann sind wir auch froh und stolz, schon so viele Kinder auf dem Weg der Genesung begleitet zu haben. Das sind große Glücksmomente, wenn Eltern ihre Kinder mit nach Hause nehmen. Das vergessen wir nicht.

Kristin begeistert sich nicht nur für die Station 25i. Handball ist ihr Ausgleich zur Arbeit. In der Schichtplanung werden ihre Trainingszeiten und Turniere entsprechend berücksichtigt.

Wie schafft ihr es, keine Fehler zu machen?

So-mie Kim (Stationsleitung): Bei uns sind schwerkranke Kinder in den besten Händen. Pro Kind müssen manchmal bis zu 30 Medikamente in einer Schicht verabreicht werden. Das bedeutet für unsere Kolleginnen und Kollegen 8 Stunden höchste Konzentration. Gegenseitige Unterstützung ist hier selbstverständlich und zeigt sich zum Beispiel beim Vier-Augen-Prinzip.

Zudem haben wir es geschafft, das “Speak up”-Prinzip bei uns zu kultivieren. Jeder, egal aus welcher Berufsgruppe, kann und soll bescheid geben, wenn er oder sie eine Situation anders bewertet. Niemand muss mit Konsequenzen rechnen. Stattdessen besprechen wir Fälle gemeinsam mit dem interdisziplinären Team und arbeiten sie auf. Wir versuchen stetig besser zu werden und Prozesse zu entwickeln, mit denen wir mögliche Fehlerquellen ausmerzen.

Manchmal bereitet Sandra bis zu 30 Medikamente für ein Kind in ihrer Schicht vor.

Was sind Situationen, die lange im Kopf bleiben?

Marieke: Viele Menschen können sich nicht vorstellen, was unser Team jeden Tag leistet und wie emotional zahlreiche Situationen sind. Zum Beispiel dann, wenn kleine Kinder Fremdkörper verschlucken oder einatmen. Das reicht von Batterien über Nüsse bis hin zu künstlichen Fingernägeln. Kleine Gegenstände sind für die Kleinen lebensbedrohlich. Als Beispiel, besonders betroffen waren wir von einem Kind, das eine Praline mit Nuss in der Mitte verschluckt hatte. Die Nuss ist in der Lunge gelandet und das Team kämpfte um sein Leben und hat gesiegt. Solche Momente sind herausfordernd und schweißen unsere Kolleginnen und Kollegen zusammen.

Stefan ist aus der Erwachsenenpflege auf die Kinderintensivstation gewechselt und jeden Tag aufs Neue überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Wie geht ihr mit Notfällen um?

So-mie (Stationsleitung): Auf die Teamarbeit kommt es an! Echte Teamarbeit zeigt sich zum Beispiel bei Notfällen auf der Kinderintensivstation. Dann muss jeder Handgriff sitzen. Die Atmosphäre auf der Station 25i ist dann besonders. Wer einmal dabei war, weiß: Man spürt das Adrenalin. Alle helfen mit und hoffen, dass der schlimmste Fall nicht eintritt. Das sind manchmal Minuten, manchmal Stunden voller Anspannung, in denen das ganze Team gebraucht wird.

Pflege, Ärzteschaft, Physio, Sozialbetreuung, Service ... auf der 25i arbeiten unterschiedliche Berufsgruppen Hand in Hand.

Kann man von der Erwachsenenpflege auf die Kinderintensiv wechseln?

So-mie: Wer sich als Pflegefachkraft weiterentwickeln und spezifizieren möchte, ist auf einer Kinderintensivstation genau richtig.

Ein Wechsel von der Erwachsenenpflege zur Kinderpflege ist anspruchsvoll: Technik, Medikamente, Krankheiten, Pflege – alles ist anders und nicht nur “kleiner”. Kinderkörper reagieren anders, sind viel empfindlicher. Unsere Kolleginnen und Kollegen erlernen viele zusätzliche Fähigkeiten und erhalten hierfür spezielle Schulungen aus den sogenannten SpeFas, den Spezialisierungs- und Fachvertiefungsprogrammen, um das Spektrum der 4-monatigen Babys bis zu den 18-jährigen Jugendlichen mit einer riesigen Bandbreite an Krankheitsbildern abzudecken.

Der Umstieg von Erwachsenenpflege auf Kinderpflege ist anspruchsvoll. Das Team ist aber in Sachen Einarbeitung geübt und die neue Herausforderung ist für die meisten sehr erfüllend.

Was wünscht ihr euch von neuen Kolleginnen und Kollegen?

So-mie: In erster Linie natürlich, dass sie für die pädiatrische Intensivmedizin brennen. Man muss unheimlich viel lernen, um das alles hier zu beherrschen. Ja, und dann: Man muss die Arbeit wirklich wollen, man muss durchhalten und man darf sich nicht überschätzen. Für manche Pflegemaßnahmen braucht man einfach sehr lange, bis man sie sicher beherrscht. Auch der Umgang mit Kindern und Eltern will gelernt sein: Wie ist das mit Sorgerecht? Was sind in Obhutmaßnahmen? Wie nehme ich Kindern die Angst?  

Klar ist: Die Arbeit bei uns ist nicht einfach und manchmal ganz schön anstrengend. Trotzdem sind wir jeden Tag mit Begeisterung bei der Sache, weil uns das Meistern von Extremsituationen im Team Freude macht, weil wir wissen, dass wir wirklich gebraucht werden und dass unsere Arbeit einen Unterschied macht. Wir haben jeden Tag das Privileg, die Wunder der Spitzenmedizin zu erleben.  

Fingerspitzengefühl, Erfahrung und Wissen sind gefragt – sowohl im Umgang mit den Kleinen als auch mit deren Eltern.

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Du möchtest auf der Kinderintensivstation an der Charité arbeiten? Perfekt. Komm zu einer unverbindlichen Hospitation vorbei und lerne das Team und die Aufgaben kennen. Schreib uns eine Nachricht oder bewirb dich direkt über das Stellenangebot.

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So-mie leitet die Station 25i am Charité Campus Virchow-Klinikum.

Fragen zur Arbeit auf der Kinderintensivstation

Fragen zur Arbeit auf der Kinderintensivstation beantwortet dir gerne So-mie. Sie leitet die Station und kennt (fast) alle Antworten. Du erreichst sie telefonisch unter +49 30 450 666 195 und über das Kontaktformular.

Fragen an So-mie

Spenden für die Kinderklinik

Du willst dich für die Kinderintensiv stark machen? Bei uns stehen mehrere tolle Umbauprojekte an, um den Arbeitsplatz für die Kolleginnen und Kollegen sowie den Aufenthalt für die jungen Patientinnen und Patienten noch angenehmer zu gestalten. Das kannst du mit einer Spende unterstützen.

Unser Spendenkonto:

Charité – Universitätsmedizin Berlin
Deutsche Bank
IBAN: DE68 1007 0000 0592 9799 00
BIC: DEUTDEBBXXX

Verwendungszweck: Kinderintensivstation / IA-Nr. 64500517