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Was machen Orthoptisten? Unsere Kollegin Annsophie sorgt für Klarheit

Sehen ist einer der wichtigsten Sinne. Leider funktioniert er nicht immer und bei jedem ganz ohne Hilfe. Hier kommen Orthoptisten ins Spiel. Sie arbeiten Hand in Hand mit den Augenärztinnen und Ärzten zusammen, um das ein- und beidäugige Sehen der Patientinnen und Patienten zu verbessern. In einem Interview erzählt uns Annsophie, warum sie genau diesen Beruf gewählt hat und weshalb er mehr Aufmerksamkeit verdient.

Orthoptisten wie unsere Kollegin Annsophie sorgen bei den Patientinnen und Patienten für einen klareren Blick.

Was machen Orthoptisten?

Orthoptistinnen und Orthoptisten sind Spezialisten für Augenbewegungsstörungen, Doppelbilder, Schielerkrankungen, Sehschwächen und Augenzittern. In Augenarztpraxen oder Augenkliniken behandeln und untersuchen sie Patientinnen und Patienten aller Altersklassen. Die Fachrichtung nennt sich Strabologie oder auch Sehschule. Wahrscheinlich haben die meisten schon einmal ein Kind mit einem Augenpflaster gesehen – diese Therapie wird beispielsweise von Orthoptisten indiziert.  

Als Orthoptist hat man diverse Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, sodass man auch in Sehbehindertenschulen und Beratungsstellen für Sehbehinderte arbeiten oder im Bereich der visuellen Rehabilitation nach z. B. Schlaganfällen tätigt sein kann. Oder man geht mit einem nachfolgenden Studium in die pädagogische Richtung, um selbst an einer Berufsfachschule lehren und ausbilden zu können.

Die Augenheilkunde ist an der Charité besonders facettenreich: Unterschiedliche Geräte helfen bei der Diagnostik und Behandlung von komplexen Störungen des beidäugigen Sehens und der Augenkoordination.

Wie wird man Orthoptistin bzw. Orthoptist?

Um in Deutschland als Orthoptistin bzw. Orthoptist zu arbeiten, muss man eine 3-jährige Ausbildung absolvieren, die an eine Universitätsaugenklinik angebunden ist. Voraussetzung dafür ist ein mittlerer Schulabschluss.  

Durch die Anbindung an eine Augenklinik ist man sehr früh in der Ausbildung bereits im Kontakt mit Patientinnen und Patienten und hat so einen praktischen Bezug zur Theorie. Im europäischen Ausland ist die Ausbildung bereits größtenteils akademisiert. 

Die Charité bildet zurzeit keine Orthoptisten aus. Weitere Informationen zur Ausbildung gibt es auf der Website des Berufsverbandes. Dort sind auch alle Schulen und Ausbildungsorte aufgelistet.

Etwa 24% aller Deutschen tragen ständig eine Brille, 18% gelegentlich. (Statista, IfD Allensbach, 2019)

Interview mit Annsophie Jungkamp: Orthoptistin am Campus Virchow-Klinikum

Annsophie arbeitet in der Charité Klinik für Augenheilkunde und ist mit Leidenschaft Orthoptistin. Sie wünscht sich mehr Bekanntheit für ihr Berufsbild. Denn Laien verwechseln oftmals Optiker, Optometristen und Orthoptisten. Zu dem Mix aus unterschiedlichen Berufsbildern gesellen sich dann auch noch die Augenärztinnen und Augenärzte hinzu... Im Interview erzählt sie, warum sie für ihren Job brennt.

Magst du dich vorstellen und sagen, wie du nach Berlin und an die Charité gekommen bist?

Ich heiße Annsophie, habe meine Ausbildung zur Orthoptistin 2019 bis 2022 an der Uniklinik in Heidelberg absolviert und arbeite nun seit Herbst 2022 in der Sektion für Strabologie und Kinderophthalmologie an der Augenklinik am Campus Virchow-Klinikum. Die Klinik und meine Kollegen kannte ich schon aus einem Praktikum, welches ich hier während meiner Ausbildung gemacht habe.  

Letztendlich habe ich mich wegen des breiten fachlichen Spektrums in unserer Augenklinik für die Charité entschieden. Und für Berlin aufgrund der großen Vielfalt an kulturellen und freiheitlichen Möglichkeiten innerhalb und außerhalb der Stadt.  

Aktuell sind wir insgesamt acht Orthoptistinnen an der Charité – drei am Campus Benjamin Franklin (CBF) und fünf am Campus Virchow-Klinikum (CVK). Wir arbeiten mit zwei Oberärzt:innen und mehreren Fachärzt:innen in den Augenambulanzen zusammen.

Die Beratung und Aufklärung von Patientinnen und Patienten gehört zum Tagesgeschäft

Wie bist du auf Augenheilkunde aufmerksam geworden?

Da ich schon seit meiner Kindheit eine Brille trage, war ich früher schon regelmäßig bei meinem Augenarzt und fand das immer alles ganz spannend.

Ich war auch schon immer an Medizin interessiert und wusste, dass ich in diese Richtung gehen möchte. Als es dann um die Berufswahl ging habe ich ein Praktikum in einer Universitätsaugenklink gemacht, an der auch Orthoptistinnen arbeiten. Deren Arbeit und Begeisterung für den Beruf hat mich inspiriert, nach meinem Abitur letztendlich die Ausbildung zur Orthoptistin zu beginnen. Seitdem bin ich sehr glücklich in dem Beruf und würde mich immer wieder für diesen Weg entscheiden.

Rot-Grün-Test: Die Patientinnen und Patienten haben unterschiedliche Sehstörungen.

Was gefällt dir besonders gut an deiner Arbeit?

Als große Uniklinik ist man natürlich eine der Anlaufstellen, wenn es um komplexe und schwierige Patientenfälle geht. Deswegen sehe ich immer wieder seltene Krankheitsbilder, die ich zum Teil nur theoretisch in der Ausbildung kennengelernt habe. Da gehören mitunter auch viele Patienten dazu, die hier in der Neurologie behandelt werden und nach einer Operation zwar tumorfrei sind, aber noch Probleme mit der Augenkoordination haben, wenn am Gehirn im Steuerungsbereich der Augen operiert wurde.  

Da wir eine der Kliniken in Berlin sind, die Augenmuskeloperationen bei Patienten mit Schielerkrankungen oder Augenzittern durchführen, sind wir auch für die Untersuchungen vor und nach OPs zuständig, damit unsere Augenärzt:innen die Patienten an den richtigen Muskeln und richtig dosiert operieren können. Das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich. Meine Kolleg:innen haben zudem viel Berufserfahrung, weswegen ich auch nach der Ausbildung ständig dazulerne und von deren Erfahrungen profitieren darf.

Wie ist deine Work-Life-Balance?

Meine Work-Life-Balance ist ausgeglichen, da ich keine Wochenend-/Nacht- oder Feiertagsdienste habe. Natürlich kommen ab und zu Überstunden hinzu, die sich aber in Grenzen halten. Die Ärztinnen und Ärzte unserer Abteilung und allgemein in der Augenklinik sind da etwas eingespannter mit ihren Diensten.

Als Orthoptistin muss Annsophie keine Nacht-, Feiertags- oder Wochenendsdienste machen.

Was wünschst du dir für den Fachbereich bzw. was würdest du gerne verändern?

Da unser Beruf relativ unbekannt und der Bedarf an neuen Kolleginnen und Kollegen groß ist, würde den Beruf der Orthoptisten gerne bekannter machen. Wir brauchen aber nicht nur mehr Orthoptistinnen und Orthopisten, sondern auch mehr Augenärzte, die sich für unseren spannenden Fachbereich spezialisieren möchten. 

Was rätst du jungen Menschen, die sich für eine Karriere im Gesundheitswesen interessieren?

Ich empfehle jedem über den eigenen Tellerrand zu schauen, sowohl in der Berufswahl als auch später im Arbeitsleben. Vielleicht muss es ja nicht der bekannte Weg des Medizinstudiums oder der Pflegeausbildung sein. Vielleicht finden die ein oder anderen ja auch in der Augenheilkunde bzw. Orthoptik ihr Glück!

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Auch wenn aktuell keine Stellen für Orthoptisten ausgeschrieben sind, kann sich ein Blick in unsere Stellenangebote lohnen. Es gibt einige spannende Karrierepfade zu entdecken, die darauf warten, von dir betreten zu werden. 

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