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Weil Arbeiten in der Pflege bessere Bedingungen braucht: ein Zwischenfazit nach zwei Jahren Charité Entlastungstarifvertrag

“Charité. Zukunft gestalten. Jede:r zählt“ ist das Motto unserer Arbeitgebermarkenkampagne. Grund genug, zwei Jahre nach Inkrafttreten des zu Beginn 2022 an der Charité eingeführten innovativen Entlastungsvertrags für die Gesundheitsfachberufe ein Zwischenfazit zu ziehen. Der Tarifvertrag läuft in dieser Form noch bis zum Ende dieses Jahres. In diesem Artikel ziehen wir ein Zwischenfazit: Was hat sich seitdem getan und wie geht es weiter?

Belastung sichtbar machen, Gegensteuern und gleichzeitig systemisch Ausgleich schaffen – das ist die Essenz des Charité Tarifvertrags für Gesundheitsfachberufe, der nach langen Verhandlungen zu Beginn 2022 eingeführt wurde. Ziel des Vertrags war und ist es, die Versorgungsqualität von Patientinnen und Patienten zu verbessern und gleichzeitig die Zufriedenheit der Pflege- und Funktionsfachkräfte bei der Ausübung ihrer Berufe zu steigern.

Der Vertrag ist in dieser Form innovativ. Aber hat er auch etwas bewirkt? Darum geht es jetzt!

Drei Personen stehen an einem Recher auf einer Krankenhausstation und tauschen sich aus.
Im Vertrag geht es maßgeblich um das Verhältnis zwischen Pflegefachkräften zu zu behandelnden Patientinnen und Patienten. Das Verhältnis muss stimmen!

Worum geht es in dem Vertrag?

Bevor wir auf die Ergebnisse eingehen, wollen wir den Vertrag kurz umreißen. Es geht im Wesentlichen um drei Dinge:

  1. Verbindliche Personalbemessungen 
  2. Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Ausgleich bei Belastung
  3. Verbesserung der Ausbildungs- sowie Behandlungsqualität

1. Verbindliche Personalbemessung

Mit dem Vertrag wurden konkrete “Patient-to-Nurse"-Verhältnisse definiert – also das Verhältnis von der Anzahl an Pflegefachpersonen zur Anzahl der Patientinnen und Patienten. Es wurde für jeden Bereich und jede Schicht definiert, wie viele Patienten auf eine Pflegekraft kommen dürfen, um eine gute Pflegeversorgung sicherzustellen. Ähnliche Regelungen wurden ebenfalls für die Funktionsbereiche (z. B. den OP-Bereich) gefunden.

Seither wird gemessen, wie das Verhältnis zwischen Pflegekräften und Patientinnen und Patienten tatsächlich ist. Wird die definierte Ratio nicht eingehalten, zählt der Dienst für jede anwesende Pflegekraft als belastet. Sie bekommen für die Schicht einen sogenannten Charité Entlastungspunkt (CHEP) gutgeschrieben. 
Durch das System wird sichtbar, in welchen Bereichen die Schichten belastet waren und die Ratio somit nicht eingehalten werden konnte. Werden Muster erkennbar, können Leitungen entsprechend gegensteuern und Personal aufbauen bzw. andere Maßnahmen treffen, um die Fachkräfte zu unterstützen und unseren Patientinnen und Patienten mit gut besetzten Stationen bestmöglich zu versorgen.

2. Verbesserung der Arbeitsbedingungen

Zentraler Punkt des Vertrags ist es, langfristig und nachhaltig Personal aufzubauen, um die vereinbarten Ratios einzuhalten. Zudem sollen Mitarbeitende einen Ausgleich erhalten, wenn sie in belasteten Schichten gearbeitet haben. CHEPs können in Entgelt, Erholungsbeihilfe, Kinderbetreuungzuschuss oder Freischichten eingelöst werden. Außerdem können sie in ein Lebensphasenkonto eingezahlt werden, mit dem längere Freizeitphasen (Sabbatical) genommen werden können und das auf einen vorgezogenen Ruhestand einzahlt. Damit haben wir ein System geschaffen, mit dem Mitarbeitende individuell darüber entscheiden können, in welcher Form Entlastung für sie richtig ist.

3. Verbesserung der Ausbildungs- sowie Behandlungsqualität

Ein weiterer Eckpunkt im Vertrag ist die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen in der Pflege. Konkret geht es uns darum, wie viele Auszubildende von einem Praxisanleiter bzw. einer Praxisanleiterin betreut werden, dass weitere Ausbildungsstationen eröffnet werden und dass nach dem zweiten Lehrjahr verbindlich Übernahmeangebote ausgesprochen werden.

Unser Ziel ist es, Auszubildende zu fördern und ihnen frühzeitig eine Perspektive für ihre weitere Karriere in der Krankenversorgung zu bieten.

Alle Maßnahmen kombiniert sollen dazu beitragen, die Qualität der pflegerischen Behandlung durch gute Personalbemessung, die Steigerung der Ausbildungsqualität und gebundene und damit hoch qualifizieret Mitarbeitende langfristig zu verbessern.

Gruppenfoto von dem Pflege und Service-Team der dermatologischen Station am CCM
Wir sind für unsere Kolleginnen und Kollegen da, verbessern Arbeitsbedingungen und fördern unsere Auszubildenden. Das sichert und verbessert auch die Versorgungsqualität für unsere Patientinnen und Patienten.

Das ist zugegeben eine sehr kurze Zusammenfassung eines komplexen Vertrags. Es gibt natürlich noch weitere wichtige Punkte, wie zum Beispiel die Einführung von Stabilitätsdiensten zur Abdeckung kurzfristiger Ausfälle und Bedarfe.

Wer Lust auf Details hat, kann sich den Vertrag hier ansehen.

Zum Tarifvertrag

Umsetzung

Der Tarifvertrag wurde von den Vertragsparteien verhandelt. Eine große Herausforderung war es, angemessene Personalbemessungsgrößen je Fachgebiet zu finden, da historisch gewachsen auf verschiedenen Stationen des gleichen Fachgebiets sehr unterschiedliche Ausgangssituationen vorlagen und daher auch sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen. 

Wir erleben heute in der Praxis, dass nicht alle Bemessungen, die wir vereinbart haben, in der Praxis geeignet sind, gute Arbeit zu ermöglichen. Sie sind in Teilen zu hoch, in Teilen aber auch zu niedrig angesetzt. Das haben wir gemeinsam als Vertragspartner in Kauf genommen, weil wir für unseren Anwendungsbereich keine hinreichende Evidenz haben und wir einen Anfang machen und Daten und Erfahrungen sammeln wollten. In der großen Menge der Stationen machen wir aber sehr gute Erfahrungen mit den ausverhandelten Bemessungsregelungen, sodass sich die Sorgfalt bei der Festlegung auszahlt.

Ein weiterer Meilenstein ganz anderer Natur war, die Erfassung und Darstellung der CHEPs mittels IT für alle sichtbar zu machen. Ziel war es, dass sowohl die Leitungsebene als auch die Mitarbeitenden transparent sehen, wo und wann Mitarbeitende in belasteten Schichten gearbeitet haben.

Des Weiteren war es uns wichtig, dass die Mitarbeitenden ihre individuellen CHEPs digital einlösen können. Hierfür musste ein Mitarbeiter Self-Service-Portal geschaffen und die Entlastungsangebote umgesetzt werden.Ein Lebensphasenkonto muss zum Beispiel von einer Versicherung abgesichert werden, da Mitarbeitende über viele Jahre darin einzahlen und wenn sie es einlösen möchten, auch verlässlich darauf zugreifen können sollen. Wir freuen uns sehr, dass wir eine mitarbeiterfreundliche technische Lösung gefunden haben. Unsere Kolleginnen und Kollegen können ihre CHEP jederzeit einsehen und einlösen.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die das Projekt unterstützt haben!

Eine Kollegin nutzt das Anwenderportal der Charité
Im Anwendungsportal können die Mitarbeitenden ihre CHEPs einsehen und direkt einlösen.

Zwischenfazit

Der neue Tarifvertrag für die Gesundheitsfachberufe ist in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Wir haben es geschafft, Belastung sichtbar zu machen und haben so eine valide Datengrundlage geschaffen, um unsere Kolleginnen und Kollegen in der Krankenversorgung gezielt zu unterstützen und Gegenmaßnahmen zu treffen.

Zeitgleich setzen wir mit den CHEPs ein deutliches Zeichen, dass wir Mehrbelastung bzw. eine erhöhte Arbeitsbelastung nicht als selbstverständlich betrachten. Wie wohl jedes Klinikum leiden auch wir an der Charité am Fachkräftemangel und so sind mitunter Stationen dünn besetzt. Während wir unter Hochdruck daran arbeiten, die Berufsbilder attraktiver zu machen und Personal zu rekrutieren, wollen wir eine messbare Regelung haben und ein Signal der Wertschätzung an die Pflegefachkolleginnen und Kollegen senden, die mit diesen Arbeitsbedingungen konfrontiert sind und ihnen Entlastungsangebote machen.

Auf vielen Stationen haben wir es bereits geschafft, Belastung zu minimieren oder gar zu eliminieren. Auf anderen Stationen sammeln unsere Mitarbeitenden regelmäßig CHEPs. Das ist etwas, an dem wir arbeiten. Denn der Vorsatz ist, dass Belastung vermieden und nicht ausgeglichen wird.

Was uns zudem besonders freut: das CHEP-System kommt auch unseren Patientinnen und Patienten zugute, denn gute Bemessung sorgt mit für eine gute Patientenversorgung.

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In der Reportage "Lohnt sich das" rechnet unser Kollege Andreas vor, wie viel er verdient und was seine CHEPs Wert sind

Wie geht es mit dem Vertrag weiter?

Die Laufzeit des Vertrags für Gesundheitsfachberufe der Charité endet zu Ende 2024. Wir sind laufend dabei, Erkenntnisse abzuleiten und zu evaluieren.

Wie genau es weiter geht, lässt sich noch nicht sagen. Klar ist jedoch, dass wir weiterhin Personal aufbauen, um unser Kollegium in der Krankenversorgung zu entlasten. Und auch, dass wir unseren Mitarbeitenden weitere Arbeitszeitmodelle anbieten wollen, die zu ihren individuellen Bedürfnissen passen.

Ein weiterer Punkt, an dem wir arbeiten, ist, Leitungen verstärkt zu schulen und ihnen Zeit und Raum für Führungsaufgaben zu geben. Technische digitale Lösungen sollen zudem administrative Aufwände minimieren und den Fachkräften mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten geben.

Es gibt also noch viel zu tun. Wir erhalten aber täglich die Rückmeldung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Das Motiv einer Krankenpflegerin aus der Arbeitgebermarkenkampagne der Charité
Charité. Zukunft gestalten. Jede:r zählt. Mit der Arbeitgebermarkenkampagne wirbt die Charité für neue Kolleginnen und Kollegen.

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