Fünf Fragen an Charlotte Ariane Krumbholz
Charlotte Ariane Krumbholz ist Gesundheits- und Krankenpflegerin, Personalrätin, Mitglied der Krankenpflegekommission und Beauftragte für geschlechtliche Vielfalt. Sie arbeitet seit 1991 an der Charité.
„Ich mag es, dass die Charité bereit ist, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auch aus diesem Grund bin ich Personalrätin geworden: um mich aktiv an der Weiterentwicklung der Charité zu beteiligen.“
Was genau machst Du an der Charité?
Ich bin seit 1991 als Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Charité in Mitte. Dort arbeite ich seither auf einer interdisziplinären Intensivstation mit einer Post Anästhesie Care Unit (kurz PACU). Ich schätze die Arbeit auf einer interdisziplinären Intensivstation deshalb so sehr, weil es dort besonders abwechslungsreich ist und das Behandlungsspektrum mehrere Fachbereiche umfasst. Wir haben also nicht nur Patient:innen mit beispielsweise Herzproblemen, sondern mit ganz vielfältigen gesundheitlichen Herausforderungen.
Natürlich erfahren wir auch viel Leid auf einer solchen Station, wobei sich die Menschen oftmals nicht nur in einer physischen, sondern auch in einer emotionalen Notfallsituation befinden – sei es Patient:innen oder auch Angehörige. Da muss man anfangs sicherlich erst lernen, damit umzugehen. Für mich ist aber ganz entscheidend, die Menschen nicht alleine zu lassen. Und wir erleben auch viele positive Situationen: Und zwar genau dann, wenn Patient:innen nach z. T. wochenlanger Behandlung unsere Station wieder verlassen können. Besonders schön ist es dann, wenn uns die Patient:innen später wieder besuchen – in ihrer Privatkleidung, aufrecht stehend und genesen.
Wie bist Du an die Charité gekommen?
Ursprünglich habe ich eine Ausbildung als Elektromechanikerin absolviert. In den 1990er-Jahren wollte ich mich dann aber umorientieren. Ich habe dann buchstäblich von heute auf morgen das Angebot der Charité erhalten, eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegerin an der ursprünglichen Charité in Mitte zu starten. Die Charité kannte ich schon seit Kindesalter und so fiel mir die Entscheidung nicht allzu schwer. Besonders überraschend für mich: Ich bemerkte schnell, dass es Bereiche gab, wo ich meine Kenntnisse aus der Elektromechanik einfließen lassen konnte. Technik spielt auch in der Ausbildung zum:r Gesundheits- und Krankenpfleger:in eine Rolle. In meiner Ausbildung entstand letztlich dann auch der Wunsch, auf einer Intensivstation tätig zu sein. Diesem Wunsch ist die Charité nachgekommen.
Warum arbeitest Du gerne an der Charité?
Die Charité ist seit nunmehr Jahrzehnten Bestandteil meines Lebens und begleitet mich schon von Kindheitstagen an – damals noch als Patientin, heute als Mitarbeiterin. Wenn ich zurückdenke, wie ich die Charité in den 1970er Jahren kennengelernt habe und wie ich sie heute erlebe, hat sich das Krankenhaus stark gewandelt. Ich mag es, dass die Charité bereit ist, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auch aus diesem Grund bin ich Personalrätin geworden: um mich aktiv an der Weiterentwicklung der Charité zu beteiligen.
„Zusätzlich dazu ist mir sehr wichtig, dass sich jede Person an der Charité willkommen fühlt – und dass genauso wie sie ist oder sein möchte. Die Charité soll ein Ort sein, der in allen Dimensionen der Diversität diskriminierungsfrei ist."
Was wünscht Du Dir für Deine berufliche und persönliche Zukunft?
Ich wünsche mir, dass ich meinen Beruf gut und gesund bis zum Berufsende auf der Intensivstation ausüben kann. Außerdem wünsche ich mir, mehr über die Bedürfnisse meiner Patient:innen zu erfahren. Denn: Patient:innen messen den Erfolg einer Behandlung ganz anders als wir als Behandler:innen. Die Bedürfnisse sind einfach andere. Das ist natürlich auch unserer Kapazität geschuldet. Eine Annäherung der Bedürfnisse wäre sehr wünschenswert in meinen Augen. Um diese Annäherung zu erreichen, bin ich gewerkschaftlich bei ver.di organisiert und zur Personalrätin gewählt worden. Gute Tarifverträge verbessern nicht nur die Arbeitsbedingungen, sondern verbessern auch die medizinische Versorgung der Patient:innen.
Zusätzlich dazu ist mir sehr wichtig, dass sich jede Person an der Charité willkommen fühlt – und dass genauso wie sie ist oder sein möchte. Die Charité soll ein Ort sein, der in allen Dimensionen der Diversität diskriminierungsfrei ist. Wir benötigen ein neues Verständnis von „normal“. Daran arbeite ich persönlich mit. Ich möchte die Charité dahingehend verändern, dass die Menschen der geschlechtlichen Vielfalt hier einen Ort finden, der zu ihrer Wohlfühlzone gehört, dass sie angenommen sind, wie ihre Geschlechtsidentität oder geschlechtliche Körperlichkeit ist. Dazu wurde ich vom Vorstand der Charité zur Beauftragten für geschlechtliche Vielfalt benannt.
Was war das Beeindruckendste, was Du zuletzt an der Charité erlebt hast?
Das Beeindruckendste, was ich zuletzt erlebt habe? Definitiv der Aufruf zur Freiwilligenhilfe für die Hochwasserkatastrophe in Ahrweiler im Sommer 2021. Ich habe mich gemeinsam mit einer Freundin an der Charité gemeldet, denn für uns stand fest: Da sind Menschen in Not, die Hilfe brauchen. Also haben wir uns eingetragen. In nur wenigen Stunden haben sich ca. einhundert Kolleg:innen gemeldet, um zu helfen. Keiner von uns kannte Details: Wie kommen wir dorthin? Wo übernachten wir? Aber so viele waren bereit, Menschen in Not zu helfen. Das hat mir gezeigt, dass die Menschen, die hier arbeiten, nicht einfach täglich herkommen, ihren Job erledigen und nach Hause gehen. Die Menschen in den Gesundheitsberufen kommen mit dem nötigen Idealismus.
Weitere Informationen
Sie haben Fragen oder Anregungen zum Thema geschlechtliche Vielfalt an der Charité oder wollen sich beraten lassen? Charlotte und ihr Team freut sich von Ihnen zu hören.
Besuchen Sie hierfür die Seite der Beauftragungsstelle.